#jugend­geht­baden – Perspektive Sommer­freizeiten 2021

Mit #jugendgehtbaden sind wir im Sommer 2021 in die Offensive gegangen und forderten: Kinder- und Jugendliche dürfen in der Öffnungsdiskussion nicht baden gehen!

Was bisher geschah

Von unseren ursprünglichen Forderungen ist viel bereits in die aktuelle Corona-VO KJA/JSA aufgenommen worden. So sind vor allem die Spielräume für die Gestaltung von Freizeiten  und Angeboten in Baden-Württemberg erweitert und verbessert worden. Auch der sehnlich erwartete Planungsrahmen ist veröffentlicht worden (ihr findet ihn auf unserer Corona-Sonderseite).

Dafür danken allen, die sich an der Kampagne beteiligt haben, unseren Unterstützer*innen in der Politik und unseren Partner*innen in der Verwaltung. In einzelnen Punkten gibt es aber noch Luft nach oben – mehr dazu weiter unten.

Bundesweite Kampagne #SommerPerspektive – Jugend geht baden

Viele unserer Forderungen haben es mit der DBJR-Kampagne „Jugend geht baden“ auch auf die Bundesebene geschafft: mit dem Hashtag #SommerPerspektive setzte sich der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) für Handlungs- und Planungssicherheit für die Jugend(verbands)arbeit und wirklich schulfreie Ferien ein. Hier geht's zur DBJR-Kampagne: https://jugendgehtbaden.de/

Wo wir noch dran sind

Zusammenfassung für Eilige

Unsere Forderungen tragen wir nun mit dem Vollversammlungsbeschluss „Junge Menschen im Fokus – Kinder- und Jugendarbeit im Blick“ in Politik, Verwaltung un Öffentlichkeit.

Was wir fordern:

  • Junge Menschen müssen stärker gehört werden;
  • verstärkte Impfaufklärung für Erwachsene und eine Impfkampagne für Jugendliche ab 12 Jahren;
  • Angebote der Kinder- und Jugendarbeit auch im Herbst und Winter 2021/2022 umfassend ermöglichen;
  • Sicherheit, dass anfallende Zusatzkosten für Teststrategien komplett getragen werden;
  • Unterstützung beim (Wieder-)Aufbau der ehrenamtlichen Strukturen vor Ort durch ein langfristiges Förderprogramm
  • institutionellen Förderung nach über 10 Jahren Stillstand massiv erhöhen;
  • digitale Angebote in die Regelförderung überführen.

Kinder und Jugendliche als eigenständige und besonders betroffene Gruppe wahrnehmen!

Nicht zuletzt das Jugendhearing Jugend im Lockdown, dass das Sozialministerium gemeinsam mit der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung BW durchgeführt hat, zeigt, dass die Probleme und Bedürfnisse junger Menschen endlich von der Politik gesehen werden. Hier erwarten wir noch konkrete Antworten der Politik auf die Statements der Jugendlichen – die Statements findet ihr in der Doku des Jugendhearings (PDF).

Wir fordern auf, mit Kindern und Jugendlichen selbst zu sprechen und ihre Probleme und Forderungen ernst zu nehmen. Gerade vor dem Hintergrund eines fehlenden bzw. stark eingeschränkten Impfangebots für junge Menschen müssen jetzt Pläne für eine mögliche vierte Welle gemacht werden – damit Jugend im Herbst nicht wieder baden geht!

Freizeiten unterstützen – Freiräume für junge Menschen ermöglichen

Wir wollen soziale Lernräume bieten, um Kindern und Jugendlichen eine positive Perspektive zu geben. Gerade psychisch belastenden Langzeitwirkungen kann damit entgegengewirkt werden.

Zeltlager, Waldheime, Stadtranderholungen – organisierte Ferienangebote in fester Gruppe mit und ohne Übernachtung stellen kein erhöhtes Risiko dar. In der Öffnungsdebatte kann Politik, auch mit Vorboten einer vierten Welle, auf die Eigenverantwortung in der Jugendarbeit vertrauen! Die Jugendverbände haben letzten Sommer bereits bewiesen, dass sie verantwortungsvoll handeln; sie werden wieder hygiene- und infektionsschutzkonforme Angebote schaffen. Dabei kommt regelmäßigen Testungen eine zentrale Rolle zu.

Anfallende Zusatzkosten für Teststrategien und Hygienebedarfe dürfen aber nicht zulasten der Teilnehmenden oder der ehrenamtlich getragenen Vereine und Verbände gehen. Wir fordern daher klare Zusagen, dass diese Kosten sowie pandemiebedingte Stornokosten komplett vom Land finanziert werden.

Impfkampagne ausbauen und Impfaufklärung verstärken

Durch die Verfügbarkeit von Impfstoffen ist es gelungen, die Bedeutung von Infektionszahlen nicht mehr in den Vordergrund stellen zu müssen. Diese erfreuliche Entwicklung bringt v.a. Schutz für die von den gesundheitlichen Folgen der Virusinfektion zunächst am meisten bedrohte Gruppe der älteren und alten Menschen. Das bedeutet aber auch, dass mittlerweile Kinder und Jugendliche zur vulnerabelsten Gruppe geworden sind. Erst seit dem 16.8.2021 empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung ab 12 Jahren. Für Kinder unter 12 Jahren gibt es weiterhin keinen Impfschutz vor dem Coronavirus.

Ihre Betroffenheit und Vulnerabilität müssen zur Konsequenz haben, dass ab sofort gesellschaftliche Solidarität gegenüber Kindern und Jugendlichen geübt wird. Ihr unbeschwertes Aufwachsen muss nun geschützt werden. Angebote der Kinder- und Jugendarbeit dürfen nicht mehr eingeschränkt werden, sondern sind im Herbst und Winter 2021/2022 umfassend zu ermöglichen. Dabei gilt es insbesondere auch Angebote für die bis 12-Jährigen zu unterstützen und offen zu halten.

(Wieder-)Aufbau ehrenamtlicher Strukturen sichern

Seit März 2020 hat die Corona-Pandemie die Jugend(verbands)arbeit fest im Griff. Die Einschränkungen der Kinder und Jugendarbeit führen zu immensen Schäden an den Jugendverbandsstrukturen. Manche lokalen Jugendgruppen sind nicht mehr aktiv und nicht zuletzt stehen viele Jugenderholungs- und Bildungsstätten mit dem Rücken zur Wand.

Kinder- und Jugendarbeit ist vom Ehrenamt getragen, aber diese Struktur hat enorm gelitten. Ehrenamtliche müssen neu gewonnen und motiviert werden. Der Aufbau wird Zeit brauchen. Daher muss ein langfristiges Aufbauprogramm aufgelegt werden.

Darüber hinaus müssen Jugendverbandsstrukturen für Krisenzeiten gefestigt werden. Besonders gilt es dabei, die seit zehn Jahren stagnierende institutionelle Förderung der Jugendverbände massiv zu erhöhen – ein bloßer Inflationsausgleich reicht nicht.

Digitale Angebote in die Regelförderung überführen

Es gehört zum Wesen der Kinder- und Jugendarbeit, dass sie sich kontinuierlich neu erfinden muss. Dies gilt in dieser Pandemie umso mehr: Seit über einem Jahr finden grandiose Angebote digital statt. Die ist ein großes Experimentier- und Lernfeld für Kinder, Jugendliche und Jugendverbände gleichermaßen. Gleichwohl sieht digitale Jugendarbeit nicht vor, nur in der Online-Welt unterwegs zu sein, vielmehr sind sie eine Ergänzung zu Treffen, Begegnungen, Gespräche und dem Austausch unter Gleichaltrigen.

Die digitalen (Bildungs-)Angebote während der Pandemie müssen zur Regelförderung werden und künftig unterstützt werden. Gleichzeitig treten gerade bei digitalen Angeboten soziale Ungleichheiten besonders heraus. Nicht jedem jungen Menschen ist es möglich, sich an diesen Formaten zu beteiligen, sei es die fehlende Hardware-Ausstattung oder eine mangelnde Infrastruktur zu Hause wie z.B. fehlender Breitbandausbau.