Freiwilligendienste stärken statt eines neuen Zwangsjahrs
Jugendverbände lehnen ein soziales Pflichtjahr oder „Baden-Württemberg-Jahr“ für junge Menschen entschieden ab
Stuttgart. Die Freiwilligkeit ist eines der Grundprinzipien gesellschaftlichen Engagements. Die Jugendverbände in Baden-Württemberg fordern Politiker*innen auf, dies bei der sich zuspitzenden Debatte um ein „soziales Pflichtjahr“ nicht aus dem Blick zu verlieren: ehrenamtliches Engagement – den „Gesellschaftskit“ – könne man nicht erzwingen.
„Es werden verschiedene Probleme in einen Topf geworfen, die unterschiedliche Lösungsansätze brauchen“, urteilt Claudia Ernst, stellvertretende Vorsitzende des Landesjugendrings Baden-Württemberg: „Erstens ist ein Pflichtjahr für junge Erwachsene keine Antwort auf den Fachkräftemangel im sozialen Sektor. Zwangsverpflichtete Laien können fehlende Fachkräfte nicht ersetzen. Zweitens kann man die Entsolidarisierung der Gesellschaft nicht mit Zwang kitten. Statt den Wert ehrenamtlichen Engagements zu untergraben, sollte die Debatte dringend darauf gelenkt werden, wie die Rahmenbedingungen für bestehende Freiwilligendienste reformiert werden können.“
Ansätze gäbe es da einige: von angemessener Vergütung, über eine bessere Anrechenbarkeit in Ausbildung und Studium sowie Rentenpunkte für den Freiwilligendienst bis hin zu Vergünstigungen für Bus und Bahn. Ein qualitativer Ausbau der Freiwilligendienste würde es nach Ansicht der Jugendverbände mehr Menschen ermöglichen, sich aus eigenem Antrieb und aus freien Stücken für ein gesellschaftliches Engagement entscheiden zu können. „Alle, die einen Freiwilligendienst leisten möchten, sollten dazu auch die Möglichkeit bekommen – ohne finanzielle Fallstricke“, fasst Ernst zusammen.
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Der Landesjugendring ist die Arbeitsgemeinschaft von 32 Jugendverbänden auf Landesebene und von den Orts-, Stadt- und Kreisjugendringen. Er vertritt darüber hinaus die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg.
Verantwortlich: Claudia Ernst (stellvertretende Vorsitzende)